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Schwul am Altar

Heilige Inquisition im Priesterseminar
TV-Kritik von Michael Ziesmann, 08.10.2006

Das Thema Schwule und Kirche scheint immer mehr Redaktionen und Journalisten zu bewegen. So sendete das erste deutsche Fernsehen am heutigen Sonntag eine Gesellschaftsreportage unter dem Titel »Schwul am Altar«.

Rita Knobel-Ulrich vom NDR Norddeutscher Rundfunk machte sich für die ARD-Reportage auf den Weg quer durch Deutschland. Sie schilderte von Hamburg über Osnabrück bis nach Köln das Leben von Seminaristen des Priesterseminars. Dabei musste sie ähnlich vorgehen, wie eine Geheimdienst-Agentin. Darüber spricht man nicht. Besonders wenn es in der Reportage zitierte Kirchenkritiker gibt, die die katholische Kirche für den »größten schwulen Club der Welt« halten.

Auch schwule Enthaltsamkeit genügt nicht

Die Seminaristen äußerten sich vielschichtig. Die einen plapperten die Positionen des Vatikans nach ohne selbst zu denken. Familie und Sexualität sei etwas zwischen Mann und Frau zum Zwecke der Fortpflanzung. Spätestens bei der Frage was dann mit Mann und Frau wäre die keine Kinder bekommen können oder wollen, ging die Argumentation in Schweigen über. Schwule sollten enthaltsam leben. Genau dies tat ein Seminarist aus Hamburg. In seiner Abwesenheit wurden seine privaten Unterlagen durchwühlt. Nach dem Fund von »belastendem Material« wurde er vom Regens der Erzdiözese Hamburg dennoch entfernt.

Angst und Spitzelei im Priesterseminar

Es herrsche ein Gefühl der Angst im Priesterseminar, seitdem der Vatikan keine Schwulen zur Priesterweihe zulässt. Entweder junge Männer werden gezwungen auf die Frage, »Sind sie schwul?« zu lügen, oder aber sieben Jahre Studium waren umsonst. Erstens stellt sich die Frage wie diese Antwort überprüft wird. Seit "Queer as folk" wissen wir wie das getestet werden kann. Zweitens wäre eine solche Frage bei einem irdischen Einstellungsgespräch gar nicht zulässig. In den USA könnte sogar geklagt werden.


Die ARD beeindruckte durch die widersprüchlichen Fakten, schonungslos in Szene gesetzt
Schwule Einstellungstests am Priesterseminar?

Liebe ist viel mehr!

Ein anonymisierter Priester brachte es auf den Punkt. Er meinte: »Liebe darf man nicht nur auf Mann und Frau reduzieren. Liebe ist viel weiter zu fassen. Hätte Gott nicht auch Schwule gewollt, gäbe es sie auch nicht.« Allein die Tatsache, dass ein Mensch, der einen Dienst im Namen von Menschlichkeit und Barmherzigkeit tut, wegen dieser Meinung anonym interviewt werden muss, verdeutlicht das verheerende Bild, das die katholische Kirche vermittelt.

Kirche ohne Priester und Mitglieder

Genau deshalb kommt es zu verwaisten Kirchengemeinden: Zuerst ohne Kirchenmitglieder. Und mangels Seminaristen auch ohne Priester. Die ARD-Reportage verdeutlichte genau diese absurde Entwicklung schonungslos aber auch einfühlsam.

Die Sendung wird auf EINS EXTRA (ARD-Digital-TV) am 11.10. um 2:35 Uhr, am 11.10. um 7 Uhr und am 14.10. um 17:15 Uhr wiederholt.



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