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Parada

Ein unmöglicher Traum
von Peter Jobst.08.11.2011.

Der gutmütige Tierarzt Radmilo träumt von einem ruhigen Leben mit Mirko, Autor, Regisseur, Hochzeitsplaner, der eine Gay Pride Parade in Belgrad organisiert: In dieser für Touristen billigen Party-Metropole dominieren heute Machismo, Wirtschaftskrise, Nationalismus.

Kriegsheld + Halbwelt-Boss Micky betreibt einen Sicherheitsdienst mit Judoschule: 2 Dinge zählen für ihn: Verlobte Pearl, ehemalige Stripperin, und Hund Sugar. Das verbindet den notorischen Homohasser mit den beiden schwulen Männern.

Radmilo behandelt Michys Hund, Mirko soll für Pearl die Traumhochzeit ausrichten. Deshalb verlangt sie von Michy Schutz für die Parade. Eine fast unlösbare Aufgabe in der von Hooligans + Neonazis dominierten Stadt.

Da weder seine Jungs noch die Polizei dazu sind bereit sind, heuert er Kriegsgefährten aus verfeindeten Regionen (Kroatien, Bosnien, Herzegowina, Kosovo) an.



Auch Limuns Sohn Vuk ist Jung-Nazi: Mit der Bitte um einen Verzicht auf Gewalt stößt der Vater vorerst auf taube Ohren. Dann wird er von Polizisten verprügelt. Bei der Gay Pride Parade kommt es zum Eklat: Vuk wechselt die Seite. Die Polizei kommt zu spät für Mirko.

Ein Jahr später marschieren sie vereint mit der Gay Pride Parade durch Belgrad, bewacht von Polizisten. Radmilo, Pearl, Limun, Aktivisten, Kriegsveteranen Seite an Seite mit den Gays. Utopie oder Traum, wie Mirkos Asche vom Winde verweht?

Parodie, Karikatur, Screwball-Komödie, Culture-Clash, Spiegel einer grausamen Realität, irrwitzig, respektlos, intelligent: Ironische Anspielungen auf Männlichkeitsrituale aus Ben Hur + den Glorreichen Sieben.

Mit Klischees, Stereotypen, Klamauk, Situationskomik, Übertreibungen demonstriert der Regisseur einen brutalen Balkan-Machismo: derb, grob, überspitzt, überdreht, temporeich, erfrischend kurzweilig. Gewagte Statements über ethnische Konflikte inklusive.

Ein Film für Homohasser oder serbisches Wunder. Ein Witz, bei dem das Lachen im Hals stecken bleibt: Ein Albtraum für eine mächtige, intolerante serbisch-orthodoxen Kirche, Keimzelle einer äußerst brutalen Homophobie, die zu Folklore verniedlicht wird.

Der Film spricht eine klare Sprache. Die Schlussszene dieser Tragikomödie aus Ex-Jugoslawien von Srđan Dragojević wird auf der Belgrader Gay Pride 2010 gefilmt.


Radmilo + Mirko: Männerfreundschaft (?)
Liebestraum oder Trauma

Facts:

Parada (Парада)



Serbien, Kroatien, Slowenien, Mazedonien, Montenegro 2011, Regie + Drehbuch: Srđan Dragojević, mit Nikola Kojo (Micky), Miloš Samolov (Radmilo), Goran Jevtić als (Mirko), Hristina Popović (Pearl -Biserka), Relja Popović (Vuk)

Srđan Dragojević (Срђан Драгојевић) Filmemacher * 1963 in Belgrad



Werke:
Parada (2011) St. George Shoots the Dragon (2009) Pretty Village, Pretty Flame (1996)  We Are Not Angels (1992)

Fotos: © Neue Visionen, Sally B


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