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Der nackte Mann

Naked Man: Short Cuts
von Peter Jobst.28.10.2012

Akzeptieren Alltag, Werbung, Kunst, Gesellschaft nackte Männer als auch Objekte der Begierde? Nach wie vor bleiben die "Private Parts" des Mannes als Tabus teilweise verhüllt, verdunkelt, bedeckt, überklebt?

Die Abbildung nackter Männer entstand in der Vergangenheit oft in einem schwulen Kontext, ob Künstler, Modelle, vor oder hinter der Kamera. Zur-Schau-Stellung und Fetischierung des nackten männlichen Körpers, FKK-Strände, Saunen, Dampfbäder als Orte der Begegnung, Nacktbilder im eigenen Profil in Internet-Foren sind heute für (westliche) schwule Männer alltäglich.

Dazu haben auch heterosexuelle Künstler wie der Photograf Richard Avedon beigetragen: "Jahrhundertfotos" wie der nackte Rudolf Nureyev oder Pelé und Franz Beckenbauer unter Dusche von Volker Hinz beleben die Schau.


Allgegenwärtig ist auch die unterschwellige Homophobie. Ein Seismograph für den Zustand der Gesellschaft heute? Künstler benötigen längst nicht mehr mythologische wie christliche Helden als Vorwand, einen nackten Mann darzustellen.

Die Linzer Schau konzentriert sich auf das 20. Jahrhundert: Kostbaren Leihgaben ergänzen die Sammlung des Museums, darunter Lucian Freuds Portrait des Performance-Künstlers Leigh Bowery, Edvard Munchs: Männer am Meer, Keith Harings The Great White Way in Form eines riesigen Penis.

Katarzyna Kozyras Video-Installation aus dem legendären Gellert Bad in Budapest oder Artur Zmijewskis Militärparade im Ballettsaal zeigen den anderen ehemaligen Ostblock, in dem Nacktheit Popularität wie Sprengkraft hatte.

Die Go-go-Dancing-Platform des 1996 an Aids verstorbenen Kubaners Félix Gonzáles-Torres, von Glühbirnen umrahmt, steht im Raum: Ein Go-Go-Tänzer kommt, tanzt und verschwindet. Zurück bleiben Sehnsüchte, Erwartungen, Projektionen.

Der Penis ist der neuralgische Punkt, um den sich Körper, Person, Psyche, Seele des Mannes drehen: Diesem Organ, das über Macht, Kontrolle, Marktwert bei Frauen und Männern (!) entscheidet, ist eine eigene Abteilung gewidmet.

Kaum präsent ist der Penis im erregten Zustand. Schwer tut man sich auch mit Nazi-Ideologien (Sektion: Herrschaft), die den nackten Mann als Symbol von Kraft, Freude, Stärke feiern und Elemente der Freikörper-Kultur integrieren: Dabei wird der Mann zur Kriegs- und Kampfmaschine.

Das Symposium verdeutlicht, wie schwer das unverkrampfte Gespräch über männliche Nacktheit ist. Sehenswert und aufschlussreich ist auf jeden Fall diese kritisch humorvolle wie intelligente Ausstellung.


Ron Mueck: Mann in Decken
Edward Munch, Annie Leibovitz, Keith Haring

Facts

Der nackte Mann



Ausstellung in 12 Kapiteln (Ich, Schwul, Schmerz, Adam, Herrschaft, Knabe, Alter, Herrschaft«, Pose, Penis, Akt, Hüllenlos) im Linzer Lentos, 26. Oktober bis 17. Februar.
Kuratorinnen: Sabine Fellner, Elisabeth Nowak-Thaller, Stella Rollig
Kooperation mit dem Budapester Ludwig-Museum

LENTOS Kunstmuseum Linz
Ernst-Koref-Promenade 1
4020 Linz
T +43 732 7070 3600
F +43 732 7070 3604
www.lentos.at
Öffnungszeiten: Di–So 10–18, Do 10–21, Mo geschlossen

Dazu ist ein gut gestalter Katalog mit interessanten Essays erschienen. (334 S., 35 €)



Fotos: © VBK, Wien 2012, Teutloff Photo + Video Collection, Bielefeld Hungarian National Gallery, Budapest Galerie Jerôme de Noirmont, Paris © VBK, Wien 2012, LENTOS Kunstmuseum Linz, Annie Leibovitz Studio, Inc., New York, , Courtesy Knoll Galerie, Wien Galerie Thomas, München, Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac, Paris/Salzburg.



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