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Felix Krull

Mit Waffen eines Mannes
von Peter Jobst.13.10.2012

Volkmar Kamm inszeniert Felix Krull (erschienen 1954) als schwereloses Spiel. Skrupellosigkeit, Charme, körperliche Schönheit, Halb-Wissen, Eloquenz, Naivität, Dummheit sind die Waffen dieses selbstbewussten Gauners.

Ein geborener Politiker? Das deutet Felix am Ende augenzwinkernd mit einem Portrait und KHG-Frisur an. Männlichen Charme setzt Tim Oberließen gekonnt in der Anfangsszene ein. Lässig betritt er durch das Publikum die Bühne.

Bei der Musterung treibt er nackt mit Militärarzt (und Publikum!) ein schelmisches Katz-und-Maus-Spiel. Er erreicht sein Ziel: Untauglich, so das Urteil. Für seine weitere wechselvolle Karriere erweist er sich jedoch als überaus tauglich:

Modell, Liftboy, Kellner, (Amateur)Callboy, Hochstapler: Er erfüllt Wünsche seiner Fans. Reifere Damen befriedigt und bestiehlt er, was deren Verlangen noch steigert. Er wird mit unmoralischen Angeboten überhäuft und von allen Seiten besprungen.

Für sie gleicht er dem Gott (der Diebe) Hermes, auch für Thomas Mann ein Leitkörper. Als Felix mit dem Marquis de Venosta Name (+ Bankkonto) und Pass tauscht, reist er unter dessen Namen durch Europa. Jetzt öffnen sich alle Türen.

Thomas Mann parodiert mit seinem Reise-, Abenteuer- und Schelmenroman Goethes Bildungsroman Dichtung und Wahrheit. Gleichzeitig ist das Portrait dieses unwiderstehlichen Burschen, dem keiner böse ist, ein persönliches, wenig getarntes Zeugnis.

Der Sohn einer Säuferin jongliert als Wort-Spieler durchs Leben: unterwürfig naiv, dienstbeflissen, unschuldig: Projektion eines Autors, der ein Leben lang erbittert gegen homosexuellen Neigungen kämpft und oft dem Charme junger gut aussehender Kellner erliegt.

Der Autor schöpft aus dem Vollen seiner Ironie, ohne je banal zu werden: Das gelingt auch den 4 Darstellern an diesem Abend ganz vortrefflich auf ihrer Bühnen-Odyssee durch Frankfurt, Paris, Lissabon.

Permanent wechseln sie ihre Rollen und Kostüme vor den Augen der Zuschauer: Locker, bestens gelaunt zieht man sich an und aus. Die Chemie stimmt. Ein Ringelspiel mit spärlichen Requisiten suggeriert die Orte dieses vergnüglichen Abends.


Ein Kenner des starken und schwachen Geschlechts
Eine wechselvolle Karriere!

Facts:

»Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull« von Thomas Mann.



Bearbeitung + Regie: Volkmar Kamm. Ausstattung: Konrad Kulke. Dramaturgie: Astrid Großgasteiger. mit Tim Oberließen, Walter Sachers-von Philippovich, Britta Bayer, Elisabeth Halikiopoulos.

www.salzburger-landestheater.at
Salzburger Landestheater
Schwarzstraße 22, 5020 Salzburg
Telefon: +43 (0) 662/871512-0, Fax: DW 190
www.salzburger-landestheater.at

Felix Krull als Buch und Film:



Fotos© Max Pataly-Fejes/wildbild


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