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Theatermacher

Theatermann & Autor.
von Peter Jobst.09.09.2012

Der Gang durch die Ausstellung zeigt, wie sehr RWF das Theater wach gerüttelt hat. Als er die Szene betritt, pendeln deutsche Bühnen zwischen Boulevard, Hochkultur, weltfremden Ideologien: Mitbestimmung + Political Correctness sind absolute Imperative.

Darauf antwortet RWF mit neuen Stücken, gewagten Bearbeitungen von Klassikern. Er inszeniert homosexuelle Liebeszenen auf die Bühne, obwohl der § 175 noch in Kraft ist. Er gibt Dichtern, Denkern, Regisseuren die Schönheit und Kraft der deutschen Sprache zurück, die damals noch mit Nazis, Henkern assoziiert wird.

Die Ausstellung erinnert an wichtige Stationen: Action-theater, Antiteater, Frankfurt, Bremen, Ausflüge nach Berlin, Hamburg, legendäre Inszenierung wie Das Kaffehaus, Fräulein Julie, Bibi, Liliom.

Was bleibt von diesen Sternstunden: Fotos, Bühnenmodelle, Plakate, Hörproben, Zeitungs- und Filmausschnitte, Aufzeichnungen (Nora, Frauen in New York, Hedda Gabbler).
 
Große Namen auf den Wänden: Hanna Schygulla, Brigitte Mira, Peer Raben, Kurt Raab, Irm Hermann, Ingrid Caven Eva Mattes, Gottfried John, Karlheinz Böhm, Volker Spengler. Margit Carstensen bringt es auf den Punkt: Er war ein Poet, dem auch vieles misslang.

In vielem scheitert der Theatermacher damals. Der Versuch der Mitbestimmung in Frankfurt mündet in einen Kampf um die beste Rolle. Die Kampagne gegen Der Müll, die Stadt und der Tod gleicht mit prominenter Beteiligung (Ignaz Bubi, Joachim Fest) einer Provinz-Posse. Textstellen werden aus dem Zusammenhang zitiert, die Aufführung verhindert. Das Stück kennt kaum einer.

Bis heute gibt es in Deutschland keine vernünftige Inszenierung des Stückes vom reichen Juden und der Hure, die zu schön ist, um Kunden zu haben. In NYC, London, Tel Aviv erlebt es Triumphe. Freund Daniel Schmid verfilmt das Stück als Schatten der Engel mit RWF und Ingrid Caven, die nie attraktiver vor der Kamera waren: Ein Plädoyer für das große Kino.

Heute erlebt der Theatermacher RWF nicht nur in München eine spektakuläre Wiedergeburt:  Retrospektiven seiner restaurierten Filme, Neu-Inszenierungen seiner Stücke. Man hat erkannt, dass RWF auch im Theater als Regisseur wie Darsteller Publikum und Mitarbeiter mit einer kollektiven Sehnsucht nach Utopie in Trance versetzte.

RWF schreibt, spielt, inszeniert unermüdlich für das Theater. David Barnett leistet mit seinem Buch über den Theatermenschen Fassbinder wertvolle Vorarbeit für Ausstellung. Vieles bleibt noch zu entdecken.


La Bande à Fassbinder
Sternstunden auf dem Theater

Facts

Rainer Werner Fassbinder: THEATER



Ausstellung im Deutschen Theatermuseum München

Münchenttp://www.stmwfk.bayern.de/Kunst/theatermuseum.aspx


David Barnett
: Rainer Werner Fassbinder. Theater als Provokation.
Henschel Verlag, Leipzig 2012



Rainer Werner Fassbinder
(*1945 in Bad Wörishofen, Bayern; † 1982 in München) Regisseur, Intendant, Schauspieler, Autor.

Juliane Lorenz: Das ganz normale Chaos. Gespräche über Rainer Werner Fassbinder (Henschel, Leipzig 2012)
Fotos:© Rainer Werner Fassbinder Foundation, Ulrich Handl, Deutsches Theatermuseum München.
www.fassbinderfoundation.de



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