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Gore Vidal †

Störenfried, Gewissen.
von Peter Jobst.05.08.2012

Vidal übernimmt den Nachnamen seines Großvaters (Thomas Pryor Gore) als Vornamen. Der Stiefvater, Hugh Auchincloss, heiratet Jacqueline Kennedys Mutter. Dieser schillernde Spross aus bester Familie ist nicht prädestiniert für eine Laufbahn als Autor.

Die soziale Schicht, aus der er stammt, verhält sich in Sachen Literatur eher schweigsam und bedeckt. Prägend ist für den gut aussehenden Upper Class Boy die Begegnung mit dem Nachkriegs-Paris.

Vidal agiert von nun an als Intellektueller der Ostküste: scharfzüngig, zynisch, brillant: Gewissen der Nation und Stichwortgeber der Medien. Seine literarische Karriere beginnt sensationell wie skandalös: Der Roman The City and the Pillar bringt Homosexualität zur Sprache:

Ein Coming-Out für den Autor, der von nun an offen schwul auftritt. Er hat eine Affäre Jack Kerouac. Er setzt im Laufe seines Lebens einiges drauf: Etwa in Myra Breckinrigde, wo ein Mann von einer Transsexuellen Frau vergewaltig wird. Auch als Film ist ein Welterfolg, vor allem durch das Leinwand-Treffen 2er Sex-Bomben (und Schwulen-Ikonen!): Mae West meets Raquel Welch.



In Ben Hur entlockt er dem chronisch homophoben Waffen-Lobbyisten Charlton Heston eine wunderbar (homo)erotisch aufgeladen Szene mit Stephen Boyd. Darüber amüsiert er sich köstlich in dem Film The Celluloid Closet



Dem Traum vom Tellerwäschers als Millionär hält er die mächtigen Familien (Dynasties) entgegen. Das Zurecht-Rücken der amerikanischer Mythen durch Literatur ist für ihn ein Anliegen:

Er präsentiert ein fragiles Universum aus Macht, Tratsch, Promiskuität. In dieser Welt des Scheins wird ungeniert geplaudert, erzählt, gelogen. Sein Land kritisiert er als kriegslüstern raffgierige Nation. Ein Römisches Imperium der Neuzeit.

Vidals ist ein Bindeglied zwischen den USA und Europa in der Nachkriegszeit. Er lebt mit seinem Partner Howard Austen bis zu dessen Tod (2003) an der Amalfi-Küste. Die literarische Anerkennung bleibt ihm ein wenig versagt:

Für viele ist er der eitler Pfau, der mit Literatur, Film, Kunst den Hofstaat der Reichen und Mächtigen begleitet. Gerade das aber macht sein Werk so einzigartig wertvoll. Und damit ist er seiner Zeit voraus, nicht nur mit seinem offenen Umgang mit Homosexualität.

Seine Autobiografien (Palimpsest, Point to Point Navigation) liefern intelligent wie humorvoll Oral History vom Feinsten. Er bleibt bis zu seinem Tod gut für immer neue Überraschungen und Widersprüche.


Wunderknabe + Großer Alter Mann
In Gesellschaft der Mächtigen und Reichen.

Facts

Gore Vidal alias Eugene Luther Vidal jr (* 3. Oktober 1925 New York; † 31. Juli 2012 Los Angeles) Schriftsteller, Drehbuchautor, Schauspieler, Politiker. Pseudonyme: Edgar Box, Cameron Kay, Katherine Everard


Romane (Auswahl)
• The City and the Pillar (1948, Geschlossener Kreis)
• Julian (1962)
• Myra Breckinridge (1968)
• Myron (1974)



• Creation (1980)
• Duluth (1983)

Drehbücher

• Mädchen ohne Mitgift (The Catered Affair, 1956)
• Ben Hur (1959)
• Plötzlich im letzten Sommer (Suddenly Last Summer, 1959)
• The Best Man (1964)
• Dress Gray (1986)
• Der Sizilianer (The Sicilian, 1987)
• Gejagt bis in den Tod (Billy the Kid, 1989)

Autobiografien
Palimpsest (1995)
Point to Point Navigation (2006)



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